Thilo Koch

Leben im Überblick / Hörfunk und Fernsehen / Publizistisches Schaffen / Bezugspunkte zum Elsterschloss-Gymnasium / Patron und Namensgeber der Schulbibliothek / Ein besonderer Dank / Quellen und Nachweise

Thilo Kochs Leben im Überblick

geb. am 20. September 1920 in Kanena-Bruckdorf bei Halle/Saale

Schriftzug "Ihr Thilo Koch"

gest. am 12. September 2006 in Hausen ob Verena

Nach der Übersiedlung seiner Familie nach Plessa (1928), wo sein Vater in der Brikettfabrik eine leitende Stellung ausübte, besuchte Thilo Koch bis 1931 die Grundschule Plessa, nachfolgend eine Privatschule in Elsterwerda und ab 1934 die Oberrealschule „Elsterschloß“ Elsterwerda, in der er im März 1939 sein Abitur als Klassenbester ablegte.

Nach dem Schulabschluss wurde Thilo Koch zum Militärdienst eingezogen und war während des 2. Weltkrieges zunächst Bausoldat in Polen (1939) und später Funkunteroffizier in Griechenland und Italien, bevor er kurz vor Kriegsende desertierte und sich zu Fuß und auf eigene Faust in die anhaltinische (preußische Provinz Sachsen) bzw. heute südbrandenburgische Heimat zurückschlug. Den Krieg überlebte er als einer von nur 10 der 23 Jungen seiner Abiturklasse.

Nach Ende des Krieges begann Thilo Koch ein Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie in Berlin. In den 1950er Jahren nahm er – wie er in Meine Berliner Jahre (1985, S. 29 ff.) eindrücklich berichtete – eine Anstellung beim Radio des NWDR an, er war als Redakteur und Sprecher tätig, wechselte später zum Fernsehen und wurde schließlich Studioleiter des NDR/WDR in Westberlin.

Von 1960 bis 1964 war Thilo Koch Chef-Korrespondent der ARD in Nord- und Südamerika mit Sitz in Washington D.C., von wo aus er sowohl die Kuba-Krise (Okt./Nov. 1962) als auch die Amtszeit des jungen US-Präsidenten John F. Kennedy bis zu dessen Ermordung (Nov. 1963) hautnah erlebte. Für viele Zuschauer war Thilo Koch in dieser Zeit in Deutschland das „Gesicht Amerikas“. Für den Norddeutschen Rundfunk (NDR) war Thilo Koch insgesamt bis 1982 tätig.

Laut damaligen Meinungsumfragen in der BRD war Thilo Koch der populärste deutsche Journalist der 1960er und 70er Jahre. In diesen Jahren veröffentlichte er zudem einen Großteil seiner publizistischen Werke und schrieb u.a. auch für die Wochenzeitung „Die Zeit“. Von 1970 an übernahm er für sechs Jahre auch die Funktion des Generalsekretärs des PEN-Zentrums in der BRD – übrigens während Heinrich Böll von 1971 bis 1974 Präsident des Internationalen PEN war. In der späteren Phase seines Berufslebens betätigte sich Thilo Koch stärker als Filmemacher.

PEN  
…ist ein global bedeutender Autorenverband mit einem internationalen Dachverband und nationalen Organisationen in mehr als 100 Ländern der Erde und beratendes Mitglied der UNESCO

…ist ein Akronym für „Poets, Essayists, Novelists“, also „Dichter, Essayisten, Romanautoren“

…entspricht im Englischen zugleich dem Begriff „Schreibfeder“.

Thilo Koch war ein sehr heimatverbundener Mensch und schlug doch an verschiedenen Orten der Welt Wurzeln. Er selbst sprach in seinem Buch Begegnungen (1970, S. 42 f.) davon, dass er im Grunde „…fünf oder sechs Heimaten…“ habe. Doch die „…eigentliche Heimat (…) ist doch das Land der Kindheit.“ Zu der als Kind und Schüler in Plessa und Elsterwerda bestehe die stärkste Verbindung, obwohl sie „…unerreichbar, ferner, fremder als Amerika…“ sei. In Reporter Report (1973, S. 42) schrieb er mit nachfühlbarer Wehmut: „Ich liebe bestimmte deutsche Landschaften, besonders natürlich die, die für mich nur noch in meiner Erinnerung existiert, das mitteldeutsche Braunkohlengebiet, das Dorf, in dem ich aufwuchs, die Kleinstadt, in der ich zur Schule ging, das schöne alte Dresden, wo ich zum erstenmal ein Museum, eine Kunstausstellung sah, eine Oper, ein Konzert hörte.“

Nach dem Kriegsende lebte er lange Zeit in Berlin, später in Washington D.C. Nach seiner Rückkehr aus den USA ließ er sich gemeinsam mit seiner Frau im württembergischen Hausen ob Verena nieder – sein „Krähwinkel“. Hier verbrachten sie beide schließlich auch ihren Lebensabend.

Thilo Koch starb am 12. September 2006, kurz vor seinem 86. Geburtstag. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse sowie des Verdienstordens des Landes Baden-Württemberg.


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Thilo Koch bei Funk und Fernsehen

Seine Karriere bei Funk und Fernsehen dauerte beeindruckende 36 Jahre – von 1946 bis 1982. Die Tageszeitung Die Welt bezeichnete ihn als „Gentlemen des Bildschirms“, als „Mann der ersten Stunde des Fernsehens“ und als „ersten Anchorman des Deutschen Fernsehen“, bevor es diesen Begriff überhaupt gegeben hat. In den 1960er und 70er Jahren avancierte er unter den Deutschen zum populärsten deutschen Journalisten.

Radio als Startpunkt seiner journalistischen Karriere

Seine Rundfunkkarriere begann Thilo Koch 1946 erst als freier Mitarbeiter, bald als Redakteur und Sprecher in Berlin und ab 1954 als Leiter des Berliner Studios des NWDR. In seinen Berichten wandte er sich schon bald dem Nachkriegs-Berlin zu und wurde bekannt mit Sendungen wie „Blickpunkt Berlin“, „Gruß an die Zone“ oder auch „Rote Optik“. Er war Berlin-Korrespondent für die Wochenzeitung „Die Zeit“ und „Radio Zürich“ und kommentierte schon bald wichtige Ereignisse der noch jungen bundesdeutschen Republik: die Berlin-Konferenzen der 1950er Jahre, die erste Moskau-Reise des Bundeskanzlers Konrad Adenauer 1955, aber auch Hochzeiten europäischer Königshäuser oder Jahresrückblicke der ARD.

Wechsel zum Fernsehen macht ihn weithin bekannt

Sein Wechsel zum Fernsehen im Jahr 1958 (zum NWDR) steigerte seinen Bekanntheitsgrad rasch weiter – bedingt auch dadurch, dass das Nachkriegsdeutschland zunächst nur ein TV-Programm kannte, während das Informationsbedürfnis der Bundesbürger in Zeiten des entstehenden Wirtschaftswunders rapide stieg. Als Chefkorrespondent von NDR und WDR berichtete Thilo Koch von 1960 bis 1964 in Washington D.C. regelmäßig aus Amerika, und das eindrücklich: Seine Kommentierung etwa der Beisetzungsfeierlichkeiten des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy war die erste Live-Übertragung per Satellit ins deutsche Fernsehen. Anno 1963 gründete er mit Kollegen das noch heute sehr be- und anerkannte ARD-Auslandsmagazin „Weltspiegel“.

Gestalter des Rundfunks über Dekaden hinweg

Thilo Koch gilt als einer der großen Fernsehpioniere, schuf neue Sendeformate und blieb stets ein kritischer Kommentator der großen Ost-West-Konfrontation des Kalten Krieges im Allgemeinen sowie des politischen Systems der DDR und seiner Propaganda im Besonderen. In vielerlei Hinsicht hat Koch das Fernsehen des Nachkriegsdeutschlands geprägt wie nur wenig Andere. Und er vergaß Zeit seines Lebens weder seine Heimat, noch seine Landsleute „drüben“.

Während er neben seiner Rundfunk-Karriere einerseits unzählige Bücher schrieb, drehte er in der späteren Phase seines Schaffens – insbesondere nach seiner Rückkehr aus Washington D.C. 1964 – vielfältige Filmformate: Fernsehfilme, Reportagen, auch ein Porträt über den Bundeskanzler Helmut Schmidt, aber überwiegend Dokumentarfilme. Letztlich wurden es davon mehr als 150.


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Thilo Kochs publizistisches Schaffen

Die ersten schriftstellerischen Werke entstanden bereits während der Zeit des Krieges, darunter verschiedene Gedichte aus den Jahren 1942 bis 1945, die 1947 als sein erster (und einziger) Gedichtband „Stille und Klang“ im Pontes-Verlag in Berlin erschienen. Sein erster Roman, dessen Manuskript in den Jahren 1944/45 entstand, war Eine Jugend war das Opfer. Er wurde 1947 in Ost-Berlin veröffentlicht. Darin sind auch Erlebnisse aus seiner Schulzeit an „seiner Oberrealschule Elsterschloß“ in Elsterwerda eingeflossen (bspw. Kapitel 2 und 5).

Schaffenswerk von beeindruckenden Dimensionen

Insgesamt schrieb Thilo Koch 32 Bücher, zudem hat er 18 Bücher herausgegeben und mehr als 150 Dokumentarfilme gedreht. Darüber hinaus veröffentlichte er weitere Werke, darunter etwa auch Bildbände, Reiseberichte, Lexika, seine Autobiografie wie auch von ihm selbst besprochene Hörkassetten, Hörbücher sowie zwischenzeitlich auch verschiedene elektronische Medien. Er schrieb viele Vorworte und Kommentierungen für verschiedenste Bücher. Von 1970 bis 1976 war Thilo Koch Generalsekretär der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum in der Bundesrepublik Deutschland.

Meister des Beobachtens und Beschreibens

Thilo Kochs publizistisches Repertoire ist überaus breit und vielfältig. Dabei lassen sich auch deutliche Schwerpunkte erkennen: Früh im Leben standen die Erlebnisse und Entbehrungen der schicksalhaften Zeiten des Dritten Reiches und des II. Weltkrieges im Fokus. Und später natürlich die politischen Entwicklungen während des Kalten Krieges in all ihrer Gegensätzlichkeit zwischen dem Ostblock und dem Westen. Und trotzdem stellte Thilo Koch in Meine Berliner Jahre (1985, S. 12 f.) fest: „Wir verstanden uns selbst als ausgesprochene Gegner des Kalten Krieges.“ Zeit seines Lebens hat ihn seine Heimat nie losgelassen; viele Werke beschäftigen sich mit Berlin. Aber auch die USA haben breiten Raum in der Fülle seiner Publikationen eingenommen. Zum Ende seiner Schaffensphase brachte Thilo Koch abermals Lebenserinnerungen zu Papier, von denen er den dritten Band leider nicht mehr abschließen konnte. Thilo Kochs Aufzeichnungen enden mit den Worten: „Ich fühle täglich die Kräfte schwinden, die Lebensgeister erlöschen - auslaufen wie der Sand einer Sanduhr. Zum Schluss fallen mir Shakespeare-Verse ein, die mich seit Jahrzehnten begleiten: Das Denken ist des Lebens Sklav, das Leben ist der Sklav der Zeit, und Zeit, die messend schaut die Welt, muss enden.“

Familiäre Bindung wird zur Lebensstütze

Eine wichtige Stütze in seinem Leben war sein Frau Susanne. Im zweiten Band seines Lebenslauf urteilt Thilo Koch unter der Überschrift „Wenn ich so nachdenke“ (S. 288) über sich: „Ohne falsche Bescheidenheit: Ich war ungeheuer fleißig und außerordentlich erfolgreich. […] Die Fähigkeit zum Mitleid gegenüber Mensch und Tier ist vielleicht die beste meiner Eigenschaften. Es war mir vergönnt, Gutes zu tun, anderen helfen zu können. Ich habe viel Dank erhalten und natürlich einigen Undank. Mit meinen Depressionen bin ich einigermaßen fertig geworden, indem ich sie in produktive Tätigkeiten umsetzte, in Gedichte zum Beispiel. Ohne meine Frau Susanne allerdings wäre ich oft der Minderwertigkeitskomplexe und Verzweiflungen nicht Herr geworden.“

Auswahl schriftlicher Werke

  • 1947 Eine Jugend war das Opfer
  • 1947 Stille und Klang
  • 1955 Berlin – die gegenwärtige Stadt
  • 1956 Zwischen Grunewald und Brandenburger Tor
  • 1957 Gottfried Benn: Ein bibliographischer Essay
  • 1958 Berliner Luftballons
  • 1959 Casanova: Ein Versuch.
  • 1961 Porträts deutsch-jüdischer Geistesgeschichte
  • 1963 Zwischentöne: Ein Skizzenbuch
  • 1963 Tagebuch aus Washington, Teil 1
  • 1963 Tagebuch aus Washington, Teil 2
  • 1964 Tagebuch aus Washington, Teil 3
  • 1965 Wohin des Wegs, Deutschland? – Ein Wiedersehen.
  • 1965 Briefe aus Krähwinkel
  • 1967 Neue Briefe aus Krähwinkel
  • 1968 Kämpfer für eine neue Welt.
  • 1969 Fighters for a new world: John F. Kennedy, Martin Luther King, Robert F. Kennedy
  • 1969 Fünf Jahre der Entscheidung: Deutschland nach dem Krieg 1945-1949
  • 1970 Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist beabsichtigt: Begegnungen
  • 1970 Auf dem Schachbrett der Sowjetunion, die DDR
  • 1970 Die goldenen Zwanziger Jahre
  • 1971 Interview mit Südamerika
  • 1972 Nordamerika –Die Weltmächte im 20. Jahrhundert
  • 1972 Deutschland war teilbar. Die fünfziger Jahre
  • 1972 Welt im Wandel
  • 1972 Olympische Spiele 1972
  • 1972 berlin. teils. teils.
  • 1973 Jugend wohin
  • 1973 Reporter Report
  • 1973 Erzähler aus der DDR
  • 1973 Europa persönlich: Erlebnisse und Betrachtungen deutscher PEN-Autoren
  • 1973 Die 10 Gebote Heute; Band 1: 1. – 4. Gebot
  • 1974 Die 10 Gebote Heute; Band 2: 5. – 6. Gebot
  • 1975 Die 10 Gebote Heute; Band 3: 7. – 10. Gebot
  • 1977 Was die Menschheit bewegt – Band 1: 12 Antworten von Malern und Dichtern
  • 1977 Was die Menschheit bewegt – Band 2: Wir in unserer Welt
  • 1977 Was die Menschheit bewegt – Band 3: ich und die anderen
  • 1979 Zukunft unserer Kinder
  • 1980 Deutschland: Land in Europas Mitte
  • 1980 Menschheitsdrama USA: die Geschichte einer Großmacht
  • 1980 Ein Jubiläum Des Wissens: 175 Jahre F.A. Brockhaus
  • 1981 Freiheit, die ich meine
  • 1981 Unser Mann in …: Auslandskorrespondenten des Deutschen Fernsehens berichten.
  • 1981 New York N.Y.: Porträt einer Weltstadt
  • 1985 Meine Berliner Jahre –Erinnerungen an den Rundfunk der Nachkriegszeit
  • 1986 Berlin ist wunderbar
  • 1988 So fing es an. Erinnerungen und Bilder aus den Jahren 1945 - 1949
  • 1989 Deutschland – BRD = Germany - FRG
  • 1989 Tischgespräche: Begegnungen mit Prominenten unserer Zeit
  • 1991 Berlin
  • 1993 Europa und ich: persönliche Eindrücke und Erlebnisse
  • 1994 Summe des Lebens (Privatdruck)
  • 2000 Lebenslauf, Bd. 1 und 2 (Privatdruck)
  • 2018 Casanova, der Autor seines Lebens


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Thilo Kochs Bezugspunkte zum Elsterschloss-Gymnasium

Thilo Koch war ab 1934 fünf Jahre lang Schüler an der damaligen „Oberrealschule Elsterschloß“ und schloss 1939 als Jahrgangsbester das Abitur ab. Erfahrungen und Erinnerungen aus dieser Zeit an der „Elsterschloß-Schule“ in Elsterwerda ließ er auch in seinen ersten Roman Eine Jugend war das Opfer einfließen, in dem er sich mit der Einstellung verschiedener Menschen zur NS-Ideologie und zum Krieg und den sich daraus entwickelnden Konflikten – insbesondere auch in der Generation der heranwachsenden Jugend – auseinandersetzt.

Als Korrespondent, Redakteur bzw. ARD-Auslandsstudioleiter in Funk und Fernsehen behielt Thilo Koch im Zentrum des Kalten Krieges zwischen dem sozialistischen Ostblock und den westlichen Siegermächten die DDR und das politische DDR-Fernsehen stets kritisch im Blick. Dabei lag ihm auch seine Heimat stets am Herzen. Seine regelmäßigen anderthalbminütigen Beiträge als ARD-Auslandskorrespondent zur Tagesschau beendete er stets mit der Abschiedsformel „Guten Abend drüben in Deutschland“. In verschiedenen seiner Bücher nahm er immer wieder Bezug auf seine Heimat in Plessa und seine Schulzeit in Elsterwerda.

Rück-Umbenennung zur Elsterschloss-Schule

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass Thilo Koch direkt nach dem Fall der Mauer und noch vor der deutschen Wiedervereinigung bereits wieder Kontakt zu seiner einstigen „Oberrealschule Elsterschloß“ aufnahm: In einem Brief vom 25.05.1990 an den Bürgermeister der Stadt Elsterwerda, Wolf-Dieter Schwarz, forderte er im Namen von insgesamt elf ehemaligen Schülern des Abiturientenjahrgangs 1939 und anderer Jahrgänge, „…den ursprünglichen Namen ihrer Schule wieder einzusetzen: Elsterschloß-Schule.“ Der sowjetische Kosmonaut Wladimir Komarow habe gewiss seine Verdienste, allerdings nichts zu tun mit dieser Schule. Die Umbenennung sei in einer zeitgeschichtlichen Situation zustande gekommen, die nicht mehr existiere. Und weiter: „Wir verbinden mit unserer Schule gute Erinnerungen und möchten, daß diese Erinnerungen auch den zu ihnen gehörenden Namen wiederbekommen.“

Thilo Koch beim Förderverein mit Ernst Schmied
Thilo Koch beim Förderverein mit Ernst Schmied (c)Ernst Schmied

Mit diesem Vorstoß initiierte Thilo Koch maßgeblich die Rückbenennung der Erweiterten Oberschule W. Komarow (EOS) zum „Elsterschloss-Gymnasium Elsterwerda“ (ESG). Bereits im Dezember 1990 fanden dafür in der EOS die notwendigen Abstimmungen in den zuständigen Gremien statt: 16 Stimmen für die Beibehaltung des Namens „Komarow“ standen schließlich 38 Stimmen (70,4%) für die Ablegung dieses Namens gegenüber. Letztlich stellt die Schulkonferenz der EOS in Abstimmung mit dem Schulträger, der Stadtverwaltung Elsterwerda und dem Bildungsdezernenten des Kreises Bad Liebenwerda am 12.3.1991 beim Bildungsministerium Brandenburg den Antrag, ab dem Schuljahr 1991/92 in Elsterwerda das „Elsterschloß-Gymnasium“ zu eröffnen.

Initiative zur Gründung des Fördervereins Elsterschloss-Gymnasium e.V.

Thilo Koch war auch der maßgebliche Hauptinitiator für die Gründung eines Fördervereins für seine „Elsterschloss-Schule“. So fand im Januar 1993 die Gründung des „Fördervereins Elsterschloß-Gymnasium Elsterwerda e.V.“ statt. Dafür hatte er sich nicht nur um die Mitwirkung von Mitstreitern gekümmert, sondern auch die erste Version der Vereinssatzung zur Verfügung gestellt. Zudem stellte er dem neugegründeten Förderverein eine wichtige Anschubfinanzierung zur Verfügung, um ein substanzielles Wirken des Vereins überhaupt zu ermöglichen.

Thilo Koch beim Förderverein
Thilo Koch beim Förderverein (c)Ernst Schmied

Thilo Koch wurde – nicht zuletzt auch symbolisch – Mitglied Nr. 1 des Fördervereins und später in Würdigung seiner Verdienste um die Gründung des „Fördervereins Elsterschloß-Gymnasium Elsterwerda e.V.“ und in Verbindung mit der Anerkennung seines Wirkens für die demokratische Gesellschaft schließlich zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt.

Spenden und Zuwendungen für das Elsterschloss-Gymnasium

Am 4. Juni 1991 übergab Thilo Koch „seiner“ Schule als Wiedersehensgeschenk über 300 Bücher aus seinem persönlichen Besitz sowie 36 Bände der großen Lexikothek des Bertelsmann-Verlages. Allein zwischen 1991 und 2003 überließ Thilo Koch dem Elsterschloss-Gymnasium Bücher im Gesamtwert von ca. 35.000 DM (rd. 17.895 Euro Zeitwert) für dessen Schulbibliothek und spendete weitere 2.500 DM (rd. 1.280 Euro Zeitwert) zugunsten des Fördervereins. Zudem übergab er anlässlich seines 80. Geburtstages „seiner Schule“ den 1. und 2. Band seiner Erinnerungen Lebenslauf, ein privat verlegtes und nicht öffentlich erhältliches Werk.

Ein letztes Mal war Thilo Koch am 30. August 1999 offiziell anwesend am Elsterschloss-Gymnasium. An diesem Tag erhielt die Schulbibliothek in einer feierlichen Zeremonie ihm zu Ehren den Namen „Thilo-Koch-Bibliothek“.


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Thilo Koch als Patron und Namensgeber der Schulbibliothek

Thilo Koch war Zeit seines Lebens seine „Elsterschloss-Schule“ ein besonderes Anliegen. Zugleich hatte er sich im Laufe seiner journalistischen wie publizistischen Tätigkeit eine private Bibliothek geschaffen, die beeindruckend genug gewesen sein dürfte. Jedenfalls sorgte er sich selbst darum, was nach seinem Scheiden von dieser Welt aus diesem Schatz werde und bot der Leitung „seiner Schule“ die Schenkung verschiedener Werke daraus an. Ohnehin hatte er – etwa mit der Bertelsmann-Lexikothek – der Schule bereits große Schenkungen vermacht. Und so fand er Gefallen an dem Gedanken, der auch auf diese Weise bestückten Bibliothek des Elsterschloss-Gymnasiums seinen Namen zu verleihen, wie er in seinem persönlichen Brief (30.11.1995) an den Direktor des Gymnasiums verdeutlichte.

Nach gründlicher Beratung in der Schulkonferenz (27.2.1996) und einer nochmaligen persönlichen Rücksprache des damaligen Schulleiters, Ernst Schmied, mit Thilo Koch anlässlich von dessen Besuch am ESG am 3.5.1996 stellte die Schulleitung den Antrag, die Schulbibliothek des ESG fortan offiziell als „Thilo-Koch-Bibliothek“ benennen zu dürfen.

Der damalige Schulleiter Ernst Schmied begründete die Benennung der Schulbibliothek nach Thilo Koch am 7.5.1996 u.a. wie folgt: „Durch seine kritische, den Grundsätzen der Demokratie verpflichtete Berichterstattung wurde Thilo Koch in Ost und West ein geachteter Zeitzeuge der 50er und 60er Jahre in der Ära der Konfrontation der zwei großen Weltsysteme des 20. Jahrhunderts. […] In seiner Heimatgemeinde Hausen ob Verena hat man in Würdigung seines humanistischen und journalistischen Lebenswerkes bereits seit vielen Jahren eine Straße nach ihm benannt; wir meinen, dass die Benennung unserer Schulbibliothek als „Thilo-Koch-Bibliothek“ ein würdiger Beitrag wäre, sowohl Herrn Koch zu ehren als auch zu dokumentieren, daß wir im wiedervereinigten Deutschland gemeinsam in Ost und West Traditionen aufbauen und pflegen wollen, die wir auch öffentlich bekunden möchten.“

Die Entscheidung des Ministeriums in Potsdam fiel positiv aus, und so trägt die Schulbibliothek des Elsterschloss-Gymnasiums seit dem 30.8.1999, dem ersten Tag des Schuljahres 1999/2000, den Namen Thilo Kochs.

Bei der Schul-Zeremonie anlässlich der Einweihung war er persönlich anwesend. Von dieser vom Förderverein der Schule vorbereiteten Ehrung seiner Person, dem ihm entgegen gebrachten Dank sowie den musikalischen und rezitatorischen Darbietungen bei dieser Veranstaltung war er überaus positiv berührt und dankbar. Im September 1999 verdeutlichte Thilo Koch dies in einem Brief an den Schulleiter Ernst Schmied mit den Worten: „Für mich persönlich war die Einweihung der ‚Thilo-Koch-Bibliothek‘ eine große Freude. Besonders hierfür, aber auch für alles andere, danken wir Ihnen herzlich.“


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Ein besonderer Dank

Ein erfolgreiches Projekt braucht mindestens einen klugen Kopf und viele helfende Hände: Ernst Schmied war dieser kluge Kopf für die Umsetzung der Partnerschaft des Elsterschloss-Gymnasiums mit seinem großen und renommierten Abiturienten Thilo Koch.

Über die beeindruckend lange Zeit von 1991 bis zu Kochs Tod 2006 hat Ernst Schmied – zunächst als Schulleiter und Fördervereinsmitglied und letztlich privat in nahezu freundschaftlicher Beziehung zu Thilo Koch – nicht nur stets den Kontakt gehalten. Ernst Schmied hat auch viele der überaus berechtigten Würdigungen für Thilo Koch, sein Schaffen und seine Strahlkraft auf die Region Plessa-Elsterwerda unterstützt – wenn nicht sogar selbst initiiert. Er hielt das Andenken an Thilo Koch auch nach dessen Tod weiter aktiv aufrecht.

In fleißigster, detaillierter und faktengetreuer Art und Weise hat Ernst Schmied einen großen Teil dieser Beziehung zwischen Thilo Koch und „seiner Elsterschloss-Schule“ eigenhändig dokumentiert und kommentiert und zu Teilen dem Förderverein übereignet.

Ernst Schmied gebührt für dieses Engagement und diese Verdienste, die im Hier und Jetzt oftmals nicht so bedeutsam erscheinen mögen wie sie die Zukunft noch machen wird, großer Dank und außerordentliche Anerkennung!

Der Vorstand des
Fördervereins ESG e.V.
im Juli 2022

(angepasst im April 2024, lesen Sie hier unseren Nachruf auf Ernst Schmied)


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Quellen und Nachweise

Für die Aufarbeitung im Rahmen dieser Website haben vielfältigste Informationen von Veranstaltungen und aus Begegnungen mit Thilo Koch selbst Verwendung gefunden, ebenso aber auch aus Gesprächen im nicht öffentlichen Raum und aus privaten Briefwechseln.

Darüber hinaus verwendete Quellen waren die folgenden:

1 Elsterschloss-Gymnasium (1996): Brief der Schulleitung vom 7.5.1996 an den Schulträger mit dem Antrag zur Verleihung des Namens Thilo Kochs für die Schulbibliothek des Gymnasiums; unveröffentlicht.
2 Freigang, Dirk und Schmied, Ernst (2020): Thilo Koch – Namensgeber der Schulbibliothek; in: Schlossgeflüster, Schülerzeitung des Elsterschloss-Gymnasiums Elsterwerda, Ausgabe 2/2020, S. 32 f.
3 Koch, Thilo (1947): Eine Jugend war das Opfer; Berlin: Pontes.
4 Koch, Thilo (1970): Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist beabsichtigt: Begegnungen; Hamburg: Rowohlt.
5 Koch, Thilo (1973): Reporter Report; Wien: Ueberreuter.
6 Koch, Thilo (1985): Meine Berliner Jahre – Erinnerungen an den Rundfunk der Nachkriegszeit; Berlin: Berliner Forum.
7 Koch, Thilo (1995): Brief bezüglich der Benennung der Schulbibliothek nach ihm; persönlicher Schriftwechsel mit dem Schulleiter des Elsterschloss-Gymnasiums, In: Schmied, Ernst und Michael Platschek (2008) (Hrsg.): „Schulzeiten - Erinnerungen ehemaliger Schüler und Lehrer an ihre Elsterwerdaer Bildungsstätte“, Band 2, S. 11.
8 Koch, Thilo (1999): Brief mit Dank über die Benennung der Schulbibliothek nach ihm; persönlicher Schriftwechsel mit dem Schulleiter des Elsterschloss-Gymnasiums, unveröffentlicht.
9 Koch, Thilo (2000): Lebenslauf; Bd. 2, Privatdruck.
10 Schmied, Ernst (2006): „…und Zeit, die messend schaut die Welt, muss enden“ – Nachruf auf Thilo Koch; in: Lausitzer Rundschau vom 20.09.2006.
11 Schmied, Ernst und Tober, Andreas (2006): Materialsammlung „Thilo Koch-Bibliothek“, Elsterschloss-Gymnasium Elsterwerda, schulintern veröffentlicht.
12 Schmied, Ernst (2020): Aus Plessa und Elsterwerda als ARD-Korrespondent nach Washington; in: Elbe-Elster-Rundschau vom 27.11.2020.
13 Schmied, Ernst (2020): Brief über seine persönlichen Erfahrungen mit Thilo Koch; privater Schriftwechsel mit dem Vorstand des Fördervereins Elsterschloss-Gymnasium, unveröffentlicht.
14 Schmied, Ernst und Michael Platschek (2008) (Hrsg.): „Schulzeiten - Erinnerungen ehemaliger Schüler und Lehrer an ihre Elsterwerdaer Bildungsstätte“, Band 2.
15 Schmied, Ernst und Michael Platschek (2011) (Hrsg.): „Schulzeiten - Erinnerungen ehemaliger Schüler und Lehrer an ihre Elsterwerdaer Bildungsstätte“, Band 3, Kroppen: Typo-Team GbR A- Höhnel.
16 Spiegel (2006): Nachruf – Journalist Thilo Koch gestorben vom 13.09.2006.
17 Welt (2006): Nachruf – TV-Pionier Thilo Koch gestorben vom 13.09.2006.

Internetquellen (abgerufen im Juli 2022):

https://dewiki.de/Lexikon/Thilo_Koch
https://www.pen-deutschland.de/en/
https://pen-international.org/
https://de.wikipedia.org/wiki/Thilo_Koch
https://de.wikipedia.org/wiki/Plessa
https://www.zvab.com


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