Thilo Koch

Schriftzug "Ihr Thilo Koch"

Thilo Kochs Leben im Überblick

geb. am 20. September 1920 in Kanena-Bruckdorf bei Halle/Saale

Thilo Koch mit Katze
(c)Thilo Koch

gest. am 12. September 2006 in Hausen ob Verena

Nach der Übersiedlung seiner Familie nach Plessa (1928), wo sein Vater in der Brikettfabrik eine leitende Stellung ausübte, besuchte Thilo Koch bis 1931 die Grundschule Plessa, nachfolgend eine Privatschule in Elsterwerda und ab 1934 die Oberrealschule „Elsterschloß“ Elsterwerda, in der er im März 1939 sein Abitur als Klassenbester ablegte.

Nach dem Schulabschluss wurde Thilo Koch zum Militärdienst eingezogen und war während des 2. Weltkrieges zunächst Bausoldat in Polen (1939) und später Funkunteroffizier in Griechenland und Italien, bevor er kurz vor Kriegsende desertierte und sich zu Fuß und auf eigene Faust in die anhaltinische (preußische Provinz Sachsen) bzw. heute südbrandenburgische Heimat zurückschlug. Den Krieg überlebte er als einer von nur 10 der 23 Jungen seiner Abiturklasse.

Nach Ende des Krieges begann Thilo Koch ein Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie in Berlin. In den 1950er Jahren nahm er – wie er in Meine Berliner Jahre (1985, S. 29 ff.) eindrücklich berichtete – eine Anstellung beim Radio des NWDR an, er war als Redakteur und Sprecher tätig, wechselte später zum Fernstehen und wurde schließlich Studioleiter des NDR/WDR in Westberlin.

Von 1960 bis 1964 war Thilo Koch Chef-Korrespondent der ARD in Nord- und Südamerika mit Sitz in Washington D.C., von wo aus er sowohl die Kuba-Krise (Okt./Nov. 1962) als auch die Amtszeit des jungen USA-Präsidenten John F. Kennedy bis zu dessen Ermordung (Nov. 1963) hautnah erlebte. Für viele Zuschauer war Thilo Koch in dieser Zeit in Deutschland das „Gesicht Amerikas“. Für den Norddeutschen Rundfunk (NDR) war Thilo Koch insgesamt bis 1982 tätig.

Chefkorrespondent des NDR 1960-64
Chefkorrespondent des NDR 1960-64 (c)NDR Annemarie Aldag

Laut damaligen Meinungsumfragen in der BRD war Thilo Koch der populärste deutsche Journalist der 1960er und 70er Jahre. In diesen Jahren veröffentlichte er zudem einen Großteil seiner publizistischen Werke und schrieb u.a. auch für die Wochenzeitung „Die Zeit“. Von 1970 an übernahm für sechs Jahre auch die Funktion des Generalsekretärs des PEN-Zentrums in der BRD – übrigens während Heinrich Böll von 1971 bis 1974 Präsident des Internationalen PEN war. In der späteren Phase seines Berufslebens betätigte sich Thilo Koch stärker als Filmemacher.

PEN  
…ist ein global bedeutender Autorenverband mit einem internationalen Dachverband und nationalen Organisationen in mehr als 100 Ländern der Erde und beratendes Mitglied der UNESCO

…ist ein Akronym für „Poets, Essayists, Novelists“, also „Dichter, Essayisten, Romanautoren“

…entspricht im Englischen zugleich dem Begriff „Schreibfeder“.

Thilo Koch war ein sehr heimatverbundener Mensch und schlug doch an verschiedenen Orten der Welt Wurzeln. Er selbst sprach in seinem Buch Begegnungen (1970, S. 42 f.) davon, dass er im Grunde „…fünf oder sechs Heimaten…“ habe. Doch die „…eigentliche Heimat (…) ist doch das Land der Kindheit.“ Zu der als Kind und Schüler in Plessa und Elsterwerda bestehe die stärkste Verbindung, obwohl sie „…unerreichbar, ferner, fremder als Amerika…“ sei. In Reporter-Report (1973, S. 42) schrieb er mit nachfühlbarer Wehmut: „Ich liebe bestimmte deutsche Landschaften, besonders natürlich die, die für mich nur noch in meiner Erinnerung existiert, das mitteldeutsche Braunkohlengebiet, das Dorf, in dem ich aufwuchs, die Kleinstadt, in der ich zur Schule ging, das schöne alte Dresden, wo ich zum erstenmal ein Museum, eine Kunstausstellung sah, eine Oper, ein Konzert hörte.“

Thilo Koch mit Bundeskanzler Ludwig Erhard
Thilo Koch mit Bundeskanzler Ludwig Erhard (c)Thilo Koch

Nach dem Kriegsende lebte er lange Zeit in Berlin, später in Washington D.C. Nach seiner Rückkehr aus den USA ließ er sich gemeinsam mit seiner Frau im württembergischen Hausen ob Verena nieder – sein „Krähwinkel“ –, wo sie schließlich beide auch ihren Lebensabend verbrachten.

Thilo Koch starb am 12. September 2006, kurz vor seinem 86. Geburtstag. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse sowie des Verdienstordens des Landes Baden-Württemberg.